Die Rolle der künstlichen Intelligenz (KI) im Finanzwesen entwickelt sich rasant und eröffnet neue Wege für Effizienz, intelligentere Entscheidungsprozesse und Innovation. Doch wie können Finanzverantwortliche KI nutzen, um die komplexen Herausforderungen von heute zu bewältigen?
In einem kürzlich durchgeführten Webinar gab Stephan Glismann-Bringmann, Director Digital Transformation bei Billtrust, wertvolle Einblicke, wie Finanzverantwortliche KI einsetzen können, um ihre Prozesse zu transformieren und proaktiv auf die miteinander verknüpften Krisen zu reagieren, die unsere Welt prägen. Moderiert von Philipp Hafner, Redakteur des FINANCE Magazins, wurden dabei Themen von dem Begriff der „Polykrise“ (nachfolgend definiert) bis hin zu praktischen KI-Anwendungen im Finanzwesen behandelt.
Das Webinar haben Sie verpasst? Kein Problem – hier erhalten Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse. Möchten Sie das vollständige Webinar ansehen? Hier gelangen Sie zum Video.
Die Polykrise verstehen
Um den Rahmen abzustecken, wurde im Webinar der Begriff der „Polykrise“ diskutiert – ein Begriff, der das Zusammentreffen mehrerer Krisen beschreibt, die gemeinsam eine verstärkte Wirkung entfalten. Beispielsweise haben durch die Pandemie verursachte Störungen, globale Inflation, Schwankungen der Energiepreise und geopolitische Spannungen erhebliche Auswirkungen auf Lieferketten und Finanzsysteme.
Glismann-Bringmann erläuterte, dass diese Krisen miteinander verknüpft sind – Lösungen müssen ganzheitlich sein und sowohl die Ursachen als auch die Wechselwirkungen berücksichtigen.
Glismann-Bringmann erklärte: „As Polykrisen werden ja multiple Krisen bezeichnet, die sich gegenseitig verstärken. Das bedeutet im Kern, dass eine Polykrise nicht allein als die Summe der einzelnen Krisen zu verstehen ist und die einzelnen Krisen nicht einfach nebeneinander existieren, sondern dass sie sich gegenseitig beeinflussen.“
Für Finanzverantwortliche ist die Botschaft klar: Behandeln Sie Krisen nicht als isolierte Ereignisse. Betrachten Sie stattdessen ihre miteinander verknüpften Auswirkungen als Chance für Innovation. Indem Sie diese Zusammenhänge erkennen, schaffen Sie die Basis, KI einzusetzen, um widerstandsfähigere Finanzsysteme aufzubauen.
Wie KI den Unterschied macht
KI verändert die Entscheidungsfindung und liefert Erkenntnisse, die intelligentere Strategien im Finanzsektor vorantreiben. Im Zuge der digitalen Transformation sind CFOs in einer einzigartigen Position, den Einsatz von Technologien wie KI voranzutreiben.
Früher lag der Fokus traditioneller CFOs auf klassischen Finanzaufgaben – heute treiben sie Innovationen voran, fördern die Zusammenarbeit und setzen modernste Werkzeuge ein. Da 87% der Finanzentscheider ihre wachsende Bedeutung anerkennen, spielen CFOs eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft des Finanzwesens.

KI-Einführung: Wo stehen Sie?
Wie weit fortgeschritten ist die Einführung von KI in Finanzprozessen? Eine Umfrage unter den Webinar-Teilnehmern lieferte interessante Einblicke in den Reifegrad der KI-Anwendungen. Die Mehrheit der Teilnehmer (72 %) befindet sich in den frühen Phasen (Stufen 1 und 2), in denen vor allem das Bewusstsein und erste Testläufe im Fokus stehen. Lediglich 28 % gaben an, dass ihre Organisationen bereits Stufe 3 erreicht haben, in der KI operativ eingesetzt wird und einen Mehrwert liefert. Die Stufen 4 und 5, die durch eine systemische und transformative Nutzung von KI gekennzeichnet sind, bleiben für viele ein erstrebenswertes Ziel.
Obwohl sich die meisten Teilnehmer noch in den frühen Phasen befinden, ist das Wachstumspotenzial enorm. Im Webinar hob Glismann-Bringmann zudem Studien von McKinsey, SSON, Gartner, EY und der Boston Consulting Group hervor, die die Risiken einer späten Einführung neuer Technologien analysierten und über die Jahre hinweg ermutigende Fortschritte zeigten.
Dennoch bleiben Herausforderungen wie Datenqualität, Mitarbeitervorbereitung und das Vertrauen in KI-Vorhersagen bestehen. Das Überwinden dieser Hürden und die Offenheit für neue Technologien können Finanzverantwortlichen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Blick in die Zukunft: Ein 5-Punkte-Aktionsplan für den Einsatz von KI
Zum Abschluss des Webinars stellte Glismann-Bringmann einen praxisorientierten 5-Punkte-Aktionsplan für Finanzverantwortliche vor, die bereit sind, KI einzusetzen:
- Prozesse bewerten: Identifizieren Sie manuelle Bereiche in den Finanzprozessen, die bis zu 30–40 % des operativen Geschäfts ausmachen können, um Chancen für eine digitale Transformation aufzudecken. Durch die Automatisierung dieser Tätigkeiten können Unternehmen wertvolle Zeit freisetzen, damit sich ihre Finanzteams auf strategischere Aktivitäten konzentrieren können.
- In KI-Schulungen investieren: Stellen Sie sicher, dass Ihr Team das Potenzial der KI im Finanzwesen versteht und weiß, wie man sie effektiv einsetzt. Dies umfasst kontinuierliche Weiterbildung und Schulungen zu KI-Tools, Datenanalyse und Change Management.
- Klein anfangen und rasch skalieren: Starten Sie mit Pilotprojekten, die spezifische Schwachstellen adressieren, und erweitern Sie diese dann so schnell wie möglich zu umfassenderen Implementierungen.
- Datenqualität priorisieren: Erkennen Sie, dass die Effektivität von KI von der Qualität der zugrunde liegenden Daten abhängt – dies erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit. KI-Systeme sollten Zugang zu genauen und zuverlässigen Daten haben.
- Kontinuierliches Lernen fördern: Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen im Bereich KI informiert und suchen Sie ständig nach Möglichkeiten zur Verbesserung und Innovation.
KI ist im Finanzwesen längst kein „Nice-to-have“ mehr – sie ist eine Notwendigkeit. Durch proaktives Handeln können Finanzverantwortliche nicht nur die Herausforderungen von heute meistern, sondern auch ihre Organisationen für langfristigen Erfolg positionieren.
Möchten Sie in Ihrer digitalen Transformationsreise einen Schritt voraus sein? Dann verpassen Sie nicht zukünftige Webinare, die vollgepackt sind mit praxisnahen Erkenntnissen.